Molina Bardowick

Der Bardewiker Münzfund
von
Emil Bahrfeldt und Wilhelm Reinecke
Verlag der “Berliner Münzblätter”
Berlin - 1913

- 2. Fortsetzung -

Auch aus der Regierungszeit Heinrich des Löwen liegen über Bardewik nicht      allzuviel urkundliche Nachrichten vor.

Bischof Thietnar von Verden weilte dort 1142, sein Nachfolger Hermann 1158, und in dessen Urkunde über das Bardewiker Domstift werden mehrere Vertreter der Bürger namhaft gemacht, denen “multi de cetera numerositate ipsorum“ als Zeugen zur Seite stehen. In den Jahren 1163 und 64 waltet ein gewisser Gerhard als Präfekt oder Schultheiß in Bardewik. Als im Sommer 118I Kaiser Friedrich Rotbart sich aufmachte, die Acht an Herzog Heinrich in Person zu vollstrecken, wurde Bardewik in den Gang der Ereignisse mitten hineingezogen.

Bevor Barharossa den Elbstrom überschritt, ordnete er, um seinen Rücken gegen die Lüneburg zu decken, den Herzog Bernhard, dessen Bruder, den Markgrafen Otto von Brandenburg, nebst anderen Fürsten der östlichen Lande nach Bardewik ab, d. h. er ließ sie dort zurück, und behielt in seinem Gefolge den Erzbischof Wichmann von Magdeburg, Otto von Bamberg, die Äbte von Fulda und Hersfeld, den Markgrafen Otto von Meißen samt dem ganzen militärischen Aufgebote aus Schwaben und Bayern. Heinrich der Löwe hatte seine edelsten Gefangenen, den Pfalzgrafen Hermann und dessen Bruder, den Landgrafen Ludwig. der auf der Lüneburg festgehalten war, rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Er selber, wie bekannt, entfloh alsbald auf einem Nachen nach Stade, verzweifelte aber an einem nachhaltigen Widerstande und stellte sich seinem kaiserlichen Vetter, nach Erwirkung sicheren Geleites. Dieses nahm den Zurückkehrenden zwischen Bardewik und Artlenburg ehrenvoll in Empfang, und über Bardewik-Lüneburg-Quedlinburg führte der schwere Weg den stolzen Herzog bis zur vollen Demütigung nach Erfurt..

Ein anschauliches Bild vom alten Bardewik gewinnen wir aus all diesen kurzen Nachrichten und den wenigen, die hinzuzufügen wären, nicht. Und auch die Kunstdenkmäler der nach ihrer Zerstörung zu einem Flecken herabgesunkenen Ortschaft sind für die Beurteilung von Alt-Bardewik kaum heranzuziehen. Allenfalls könnte die romanischen Reste des Domes einschließlich einer kleinen Glocke, die vom Dachfirst der Kirche herab alltäglich die Betstunden einläutet, in die Zeit Heinrich des Löwen zurückreichen, doch bedarf das näherer Untersuchung. Grabungen sind auf dem Boden Bardewiks wiederholt vorgenommen, auch sie mit wenig Erfolg, was bei der intensiven Gemüsekultur der Bardewiker nicht verwunderlicli ist. Wohl kommen Tonscherben zu Tage, die dem früheren Mittelalter anzugehören scheinen, und im Museum zu Lüneburg befindet sich das Bronzefigürchen eines mit aufwärts gerichtetem Antlitz sitzenden, bärtigen Mannes, das nach Gebhardi um 1720 in Bardewiker Erde gefunden worden ist und allem Anscheine nach einem romanischen Leuchter als Fuß gedient hat. Eine systematische Bodenuntersuchung größeren Stils hat sich bisher nicht ermöglichen lassen, und so bleibt als augenfälliges, wichtiges Zeugnis für die einstige Bedeutung des Ortes nur sein ausgedehnter, die Größenverhältnisse des ummauerten Lüneburg übertreffender, beachtenswerter Stadtplan, wie er uns mit seinen 9 Kirchen, mit der Umwallungslinie und sprechenden alten Straßennamen schon aus dem 16. Jahrhundert im Bilde des Kartographen Daniel Frese überliefert ist.

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