Molina Bardowick

Der Bardewiker Münzfund
von
Emil Bahrfeldt und Wilhelm Reinecke
Verlag der “Berliner Münzblätter”
Berlin - 1913

- 4. Fortsetzung -

Die Bardowicker Münzen bilden einen Heimatfund, wohl die Barschaft eines Bardowicker Insassen.

Ausschlaggebend für die Vergrabungszeit der Bardewiker Münzen sind in erster Linie die beiden Fundstücke No. 88 Konrad,, 1. v. Mainz, 1162—1165, und No. 6 Hermanns von Hildesheim. 1102—1170. Der Regierungsbeginn dieser beiden Fürsten weist die Vergrabung in die Zeit von 1162 ab. Erheblich sie weiter herabzurücken geht indessen nicht an, denn es sind in dem Funde nicht weniger als vier Regenten vertreten, deren Regierungsende 1160 und 1161 mit dem Regierungsanfange der beiden Genannten fast zusammenfällt, ohne daß von den Nachfolgern der ersteren Münzen im Funde vorhanden gewesen sind. Nun soll man zwar auf einen Fund, der, abgesehen von dem einzigen Denar, jeden Brakteatentypus meist nur in einem Exemplare führt, nicht ein so hohes Gewicht bezüglich seiner Altersbewertung legen wie auf einen Fund mit zahlreiche Exemplaren, auch soll man vorsichtiger Weise mit den Zufälligkeiten in der Zusammensetzung rechnen. aber dennoch wird nicht abzuweisen sein, daß letztere im vorliegenden Fall auf eine frühe Zeit der Vergrabuug dringt. Und diese dürfte gleich nach 1162, also für die Mitte des 7. Jahrzehnts im zwölften Jahrhundert — 1165 — angesetzt werden können. Auf die sonst wohl übliche Untersuchung hinsichtlich der Währungsverhältnisse des Fundinhaltes muß gegenüber der geringen Stückzahl und der untergeordneten Bedeutung die einem Einzelgewicht innewohnt, verzichtet werden. Nur aus den zahlreichen Denaren Heinrichs des Löwen (No.1) sei ermittelt, daß in ihnen die rauhe cöln. Mark zu 279 Stück ausgebracht ist und bei deren Gehalt von 0.800 fein (nach dem Striche) die feine Mark zu 844 Stück.
Die Bardewiker Münzen bilden einen Heimatfund, wohl die Barschaft eines Bardewiker Insassen. Ihre geringe Stückzahl steht im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Bedeutung und Wichtigkeit für unsere Wissenschaft. Unter seinen 47 Typen macht der Fund mit deren 25 neuen bekannt; er führt 3 neue Münzherren ein und eine neue Münzstätte für diese Zeit. Mit wenigen Ausnahmen zählen auch seine schon vor ihm dagewesenen Stücke zu den Seltenheiten und er zeigt fast durchweg eine glänzende Erhaltung, die Bürgen für eine kurze Umlaufszeit. Als wichtigstes Ergebnis aber dürfte anzusehen sein die endgültige Beseitigung der allerdings nur vereinzelten Annahme, daß die Jakzabrakteaten erst nach 1170 geschlagen seien, und die neue Bestätigung der selbständigen Prägung Ottos 1. von Brandenburg schon zu seines Vaters Lebzeiten, und zwar in seiner für diese Zeit bisher unbekannten Münzstätte Havelberg.

Schluss

Startseite